VLADIMIR PUTIN
ARCHIVE OF THE OFFICIAL SITE
OF THE 2008-2012 PRIME MINISTER
OF THE RUSSIAN FEDERATION
VLADIMIR PUTIN

Media Review

22 february, 2012 19:54

Der Spiegel: “Generation Putin”

Nie zuvor wuchs eine Generation Russen so frei auf wie die Kinder des Umbruchs in der Sowjetunion. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Kommunismus wollen sie das Land verändern. So wie der Gewichtheber und Jungpolitiker Tereschenko - ein Anhänger von Wladimir Putin.

Nie zuvor wuchs eine Generation Russen so frei auf wie die Kinder des Umbruchs in der Sowjetunion. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Kommunismus wollen sie das Land verändern. So wie der Gewichtheber und Jungpolitiker Tereschenko - ein Anhänger von Wladimir Putin.

Sie wurden 1991 geboren, als mit der UdSSR das Land ihrer Eltern starb. Ihre Kindheit und ihr Erwachsenwerden erzählen die Geschichte des neuen Russlands, vom Fall und vom Wiederaufstieg des größten Flächenstaates der Erde.

Als Panzer 1993 das Parlament in Moskau beschossen, trugen die meisten von ihnen noch Windeln. Als ihre Eltern 1998 in der Krise ihre Ersparnisse verloren, besuchten sie gerade die erste Klasse. Als Wladimir Putin zum Jahreswechsel 1999/2000 zum ersten Mal Präsident wurde, waren sie keine zehn Jahre alt. An seinen Vorgänger Boris Jelzin können sie sich kaum erinnern.

2012 steht Russlands "Generation Putin" an der Schwelle zum Erwachsensein. Viele der Kinder von 1991 gehören zu Russlands neuer Mittelschicht. Der Armut und Not der neunziger Jahre sind sie entwachsen. Sie haben iPads, leben mit dem Internet und haben mit Altersgenossen in Europa und Amerika mitunter mehr gemeinsam als mit den eigenen Eltern.

Teil: Denis Tereschenko - Gewichtheber und Jungpolitiker

Denis Tereschenko, geboren am 21. Juli 1991 in Maikop, ist Europameister im Powerlifting und Mitglied von Putins "Junger Garde":

Vor kurzem bin ich Europameister im Kraftdreikampf geworden, das ist eine Disziplin der Schwerathletik. Ich hebe dort Gewichte von bis zu 350 Kilogramm. Natürlich braucht man dabei eine gewisse Technik. Entscheidend aber ist letztlich die Kraft.

Ich bin in Adygea geboren und aufgewachsen, einer Republik im russischen Nordkaukasus. In den neunziger Jahren lungerten auf unserem Hof viele Ganoven herum. Ich erinnere mich an einen Mann namens Georgij. Er fuhr einen BMW. Er wurde respektiert. Für viele Jungen war er ein Vorbild. Er ist dann später erschossen worden.

Als Putin 1999 an die Macht kam, hat er mit den Banditen aufgeräumt. Früher hat das Geld alles entschieden. Heute entscheidet Putin. Er müht sich heute darum, den Sport wiederzubeleben in Russland. Das aber ist schwer. Wir haben zwar von der Sowjetunion viele gute Trainer geerbt, die einst selbst exzellente Sportler waren. Aber nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Perestroika stand weder Politik noch Gesellschaft der Sinn nach Sport. Wichtiger war all der Kram, der aus Amerika kam: Cola zum Beispiel und Chips. Der Konsum hat unser Land überschwemmt.

Jetzt ist es schwer, die Menschen wieder für eine gesunde Lebensweise und den Sport zu begeistern. Es ist schwierig, das Bewusstsein der Menschen zu verändern. Es reicht nicht, einfach Geld zu investieren, hier braucht man Propaganda.

Ich studiere Wirtschaft und Jura. Am liebsten aber würde ich mich auf der politischen Bühne verwirklichen. Wenn das nicht gelingt, gehe ich ins Business, das bietet bei uns im Kaukasus die meisten Perspektiven.

Ich will etwas in meiner Region und meinem Land verändern

Ich möchte als Abgeordneter kandidieren. Von unseren Beamten und Politikern belächeln mich viele, weil ich noch so jung bin und wenig politische Erfahrung habe. Aber ich will etwas in meiner Region und meinem Land verändern. Klar ist es leichter, Erfolg in der Politik zu haben, wenn Du älter bist. Du willst keine grundlegenden Veränderungen mehr durchsetzen, du passt dich selbst an. Mit 40 fehlt Dir das Feuer.

Wir müssten Investitionen anlocken. Da wo ich herkomme, liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 50 Prozent. Die meisten Unternehmen wurden in den neunziger Jahren geschlossen. Unsere Republik ist zu 90 Prozent abhängig von Subventionen aus Moskau. Ich träume davon, dass wir die nicht mehr brauchen, weil wir selbst stark genug sind. Viele Politiker in meiner Heimat aber sagen: Warum sollen wir unsere eigene Wirtschaft entwickeln? Wir bekommen doch auch so unsere Subventionen, unsere Gelder. Sie sehen keinen Sinn.

Auch in Moskau fürchten viele, dass wir uns entwickeln - weil sie glauben, dass dann der Wunsch erwachen könnte, dass wir unsere Republik von Russland abspalten. Das will aber niemand bei uns.

Alle glauben immer, dass bei uns im Kaukasus jeder mit einer Maschinenpistole auf der Straße rumläuft. So ist es nicht, und so war es nie. Es gibt genau genommen auch keinen Terrorismus im Kaukasus. In Wahrheit sind es andere Staaten, die unser Land destabilisieren wollen. Russland ist ein Vielvölkerstaat, und es ist leicht, die Volksgruppen gegeneinander aufzuwiegeln. Ich denke, die Feinde Russlands wissen das sehr gut, allen voran Amerika. Ein offener Krieg mit Russland ist natürlich zu gefährlich. Da ist es für sie leichter, innere Konflikte in Russland zu schüren.

Amerika fragt niemanden, was es tun und lassen darf. Unter dem Vorwand des Terrorismus können die USA in jedes Land der Welt einmarschieren und machen was man will. Ich bin überzeugt, Amerika will unser Land zerstören.

Ich bin Mitglied der "Jungen Garde" der Partei "Einiges Russland". Die junge Generation in Russland versteht, dass die "Garde" der aussichtsreichste Platz ist, um sich selbst zu verwirklichen. Bei "Einiges Russland" wäre das nicht möglich. Dort sitzen zu viele ältere Menschen, die gewisse Posten erreicht haben, und sich von diesen nicht mehr trennen mögen.

Benjamin Bidder